Marlenes Leben in Santiago
Au Pair 2016
Hola.
Ich heiße Marlene, bin 18 Jahre alt und seit fast 3 Monaten als Au-Pair in Chile. Meine Gastfamilie besteht aus Mama, Papa, einem 2-jährigen Mädchen und zwei Jungs, 4 und 5 Jahre alt. Wir leben hier in Chicureo, ca. 20 Km außerhalb von Santiago, wo zurzeit auch noch ganz viele andere Au-Pairs sind. Im Haus wohnt auch noch eine Haushälterin, die sich mit mir um die Kinder kümmert. Da die beiden Jungs die Deutsche Schule besuchen, gehört es, außer die Kinder am Nachmittag zu beschäftigen, auch zu meinen Aufgaben, mit ihnen etwas Deutsch zu sprechen. Ich freue mich dann immer richtig, wenn die Kinder dann von alleine mal etwas auf Deutsch zu mir sagen, und ich nicht mehr danach fragen muss.
Der Begriff „Au Pair“ ist den Chilenen komplett fremd, sie können also nicht viel damit anfangen. Wenn dich also jemand fragt, was du hier machst, sagst du: „Ich lebe hier mit einer Familie, kümmere mich um deren Kinder während ich versuche, ihnen etwas Deutsch beizubringen und nebenbei lerne ich Spanisch“. Der kleine Cristobal erzählte auch seinen Freunden, dass er eine Marlene bei sich zu Hause hat, die sich um ihn kümmert und mit ihm spielt, und außerdem, dass nur er so eine Marlene hätte. In solchen Momenten bin ich dann immer besonders glücklich und weiß, dass ich einen Platz in den Herzen der Kinder gefunden habe.
Die Chilenen sind sehr herzliche und hilfsbereite Menschen und es dauert hier nicht lang, bis man neue „Amigos“ gefunden hat. So hat mich zum Beispiel der beste Freund meiner Gastmama einfach mal an einem Samstag zum Snowboarden mit in die Anden genommen, und es war so cool, dass wir uns die Woche darauf gleich noch einmal auf in 3000 Metern Höhe in die Schneemassen stürzten.
Das Land an sich ist sehr interessant und wunderschön. Ich war mit meiner Gastfamilie auch schon für ein paar Tage in Villarrica und Pucón, im Süden des Landes. Auch die Hafenstadt Valparaíso ist definitiv ein Besuch wert und ich werde auf jeden Fall in der nächsten Zeit dort noch einmal hinfahren. Es gibt hier echt viel zu entdecken, deshalb fahre ich mit den anderen Au-Pairs an den Wochenenden oft nach Santiago zum einkaufen oder einfach nur herumspazieren. Für die nächsten Wochenenden haben wir auch schon Pläne, andere Ecken Chiles zu erkunden.
Auch in einige Gerichte der chilenischen Küche habe ich mich bereits verliebt und vor meiner Abreise muss ich definitiv noch lernen, wie man diese zu bereitet. Dazu gehören auf jeden Fall Empanadas, das sind gefüllte Teigtaschen, Sopaipillas, eine Art Brötchen aus Kürbisteig und Mote con Huesillos, ein süßer Saft mit getrockneten Pfirsichen und Weizen. Meine absolute Lieblingssüßigkeit ist Manjar, eine Creme aus kondensierter Milch und Zucker, die an Karamell erinnert.
Ich habe mich hier mittlerweile richtig gut eingelebt und mich auch schon an den chilenischen Lebensstil, der sich als stressfrei und damit auch ein bisschen chaotisch und einem Hang zur Unpünktlichkeit beschreiben lässt, gewöhnt. Die Tage sind länger, da alles etwas später stattfindet, auch die Bars füllen sich vor Mitternacht kaum.
Mit den 3 Kindern kann ich mich schon fast problemlos auf Spanisch unterhalten und ich hoffe, dass sich das in den nächsten 3 Monaten noch so verbessert, dass es auch mit Erwachsenen funktioniert. Das chilenische Spanisch ist anfangs kaum zu verstehen und sie benutzen auch ganz viele andere Wörter, die man aber ziemlich schnell draufhat. Die Wochentage verbringe ich also mit den Kindern im Haus und an den Wochenenden besuche ich entweder Verwandte mit meiner Gastfamilie, oder ich unternehme etwas mit Freunden. Natürlich gibt es auch Tage, an denen die Kinder einem einfach mal zu anstrengend werden, aber das Lachen und die Freude, die man von den Kindern zurück bekommt, wenn etwas gut läuft, diese Tage sind unbezahlbar. Oder wenn das kleine Mädchen mir am Abend bevor ich Gute Nacht sage, ihre Lieblingsbücher aufs Bett legt, damit ich auch etwas zum Lesen habe.
Ich bin wirklich froh, die Entscheidung getroffen zu haben, meine Au-Pair Zeit in einem so facettenreichen Land wie Chile zu verbringen, und bin schon gespannt, was mich die nächsten drei Monate noch so erwartet.
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