Chiles schönste Nationalparks
1. Oktober 2022
Chile versammelt auf seinen etwa 4.300 km Länge mit Ausnahme der Tropen alle Klimazonen der Welt: Von Wüste über Hochgebirge, mediterran anmutende Täler, dichte Urwälder bis hin zu tundraartigen Steppen und eisigen Gletschern ist alles dabei, inklusive fast 3000 Vulkane und eine scheinbar endlose Küstenlinie mit einsamen Buchten und wahlweise wilden Klippen oder ruhigen Stränden.
Chiles reiche und teilweise endemische Flora und Fauna werden in 42 Nationalparks und dutzenden von Naturreservaten geschützt und touristisch zugänglich gemacht. Sie alle sind wunderschön, aber wir haben natürlich Favoriten… hier stellen wir die 10 must see Nationalparks Chiles vor. Egal an welchem Ort in Chile du eine Sprachreise in Chile machst, bei einem Working Holiday durchs land reist, auf einer Farm arbeitest oder Freiwilligendienst leistest – mindestens einer davon ist garantiert in deiner Nähe.
Alle Nationalparks haben feste Einlasszeiten, um zu gewährleisten, dass man die Tageswanderungen auch schafft und rechtzeitig vor der Dunkelheit wieder herauskommt.
Parque Nacional Lauca
Chiles nördlichster Nationalpark beginnt etwa 140 km östlich von Arica auf dem Altiplano und zieht sich von dort bis zur bolivianischen Grenze. Der Park ist gut von Arica aus per Auto zu erreichen. Altiplano bedeutet “Hochebene”, und das ist hier wörtlich zu nehmen, denn im Lauca Nationalpark werden Höhen von fast 4.500 Metern erreicht – und damit meinen wir keine Bergbesteigung! Hier regnet es selten, dazu ist es wegen der groβen Höhe sehr kalt, sodass sich nur wenige Pflanzen behaupten können. Klingt nicht einladend? Weit gefehlt! Der Lauca Nationalpark bezaubert mit einzigartigen Farbenspielen zwischen tiefblauen Hochlandseen wie dem Lago Chungará, gelbem Hochlandgras, dem schwarzen Fels und ewig-weiβen Gletscherkappen des Vulkan Parinacota und rosa Flamingotupfern auf den Lagunen, und das alles vor strahlend hellblauem Himmel. Erstaunlicherweise ist dort oben einiges los, denn auβer den Flamingos tummeln sich auch Gürteltiere, Vicuñas, Alpacas, Chinchillas, Füchse, Wildenten und weitere Überlebenskünstler, die in der unwirtlichen Gegend ihre Ruhe genieβen. A propos Ruhe: Was uns hier besonders fasziniert, ist die fast vollkommene, erhabene Stille. Du kannst den Lauca-Nationalpark in einem sehr langen Tagesausflug ab Arica besuchen. Wir empfehlen das allerdings wegen des extrem groβen Höhenunterschiedes zwischen Arica und dem Park nicht. Nimm dir lieber ein paar Tage Zeit für die stille Pracht, übernachte und akklimatisiere dich im Hochlanddorf Putre.
Reserva Nacional Los Flamencos
Dies ist kein Nationalpark, aber die Gegend ist so unfassbar schön, dass wir sie einfach mitzählen. Das Naturreservat “Los Flamencos” umfasst eigentlich alle Highlights der Atacamawüste – der trockensten Wüste der Welt. Im Salar de Atacama knirscht etwas Weiβes unter deinen Schuhen: Nein, nicht Schnee, sondern Salz! Der namensgebende “Salar de Atcama” ist ein etwa 3000 km² groβer Salzsee mit einer dicken Schicht schneeweiβer Salzkristalle an der Oberfläche. Hier leben drei Flamingo-Arten, die sich von den Algen im Salar ernähren. Wenn sie auf dem Salz stehen, sehen sie wunderschön aus, aber wenn sie losfliegen und als rosa Streifen über den Himmel ziehen, sind sie umwerfend! In der Nähe liegen die Hochlandlagunen Miscanti und Miñiques mit zwei fast 6000m hohen Vulkanen im Hintergrund. Hier ist der Farbenzauber ähnlich wie im Lauca Nationalpark, nur dass das Weiβ vom Salz statt von Eis herrührt. In einer anderen Ecke des Naturreservates liegt ein weiteres Must-See: das Valle de la Luna (Mondtal), das so heiβt, weil man meinen könnte, man stehe in einer Mondlandschaft, bei all den schroffen Salz- und Felsformationen mit Vulkanen im Hintergrund. Zwischen den Naturhighlights liegen immer wieder malerische kleine Hochlanddörfer mit Adobehäusern und Kaktusholzstrukturen. Ein Besuch in dieser bizarr schönen Gegend lohnt sich für mindestens drei, besser fünf Tage. San Pedro de Atacama ist DIE Anlaufstelle für einen Trip in die Atacamawüste, gut per Bus ab Calama zu erreichen. Hier findest du Unterkünfte für jeden Geldbeutel, vom Campingplatz bis zum 5*-Resort. Wenn du schon dort bist: Vergiss nicht, einen Nachtspaziergang zu machen: Wegen der extremen Trockenheit ist nirgendwo auf der Welt der Himmel so sternenklar und die Atmosphärentransparenz so gut wie in der Atacama.
Parque Nacional La Campana
Hier kraxelte schon Charles Darwin auf der Suche nach unbekannten Arten herum. Der La Campana Nationalpark gehört zum UNESCO-Biosphärenreservat und verdankt seinen Namen dem 1910m hohen Berg “La Campana“ (die Glocke). Er liegt etwa 100 km nordwestlich von Santiago und etwa 50 km östlich von Valparaíso. Von dort ist er auch gut mit öffentlichen Bussen und per Taxi erreichbar. Der 8.000 Hektar groβe Nationalpark ist Reservat für die gefährdete Chilenische Palme, dies ist einer der wenigen Orte, wo sie noch natürlich vorkommt. Du kannst hier entspannte Wanderungen durch die mediterrane Landschaft unternehmen – oder den Gipfel der Campana besteigen. Wer das schafft, wird mit einem spektakulären Blick über das Umland belohnt. Im Westen sieht man bei gutem Wetter den Pazifischen Ozean, im Osten türmen sich die schneebedeckten Anden. Unten liegt ein grünes Tal, in dem groβe Greifvögel kreisen – wo sonst kann man Adler & Co von oben sehen? Der Aufstieg ist sportlich, aber die Aussicht und ein Picknick auf dem Gipfel machen alle Anstrengung wett. Am besten besuchst du La Campana im Frühling oder Herbst, dann ist die Natur am schönsten und es ist nicht zu heiβ.
Parque Nacional Radal Siete Tazas
Etwa 260 km südlich von Santiago oder 90 km östlich der Stadt Talca liegt in den Ausläufern der Anden eine wunderschöne, grün-blaue Perle. Der Park hat seinen Namen “Sieben Tassen” von einer Stelle im Rio Claro, wo sich sieben untereinanderliegende kleine Felsbecken gebildet haben und der Fluss über schöne Wasserfälle von einem ins andere läuft. Sie sind wundervoll türkis und von Urwald umgeben. Allein für diesen Anblick lohnt sich die Anreise, aber der Park bietet noch sehr viel mehr. Verschlungene Wanderwege ziehen sich über bewaldetet Bergrücken, von denen man spektakuläre Aussichten hat. Zur Belohnung wandert man danach entlang am tiefblauen Rio Claro, der an vielen Stellen natürliche Becken zwischen den Felsen bildet, in denen man herrlich baden kann – chillen an weiβen Flussstränden im Grünen inbegriffen. An mehreren Stellen laden Lagunen mit rauschenden Wasserfällen ebenfalls zum Baden oder Bewundern ein. Unser Tipp: Zelt mitnehmen und ein Wochenende auf einem der parkeigenen Campingplätze bleiben und die Seele baumeln lassen! Wer kein Zelt herbeizaubern kann, kann sich auch ein Ferienhäuschen in Parknähe mieten.
Parque Nacional Conguillio
Der Conguillio Nationalpark liegt etwa 80 km östlich von Temuco, mitten in der Araucanía-Region. Die Region verdankt ihren Namen den Araukarien, die dort in der unberührten Natur wachsen. Diese urtümlich anmutenden Bäume haben seit Jahrmillionen fast unverändert überdauert. Der mächtige, aktive Vulkan Llaima überragt den Park und sorgt für wunderbare Postkartenpanoramen. Du kannst in diesem Park über riesige Lavafelder vergangener Ausbrüche wandern. Viele kleine und gröβere Seen und Lagunen inmitten von tiefgrünen, kalten Urwäldern bieten einen märchenhaften Kontrast dazu. Die Landschaft, Flora und Fauna des Conguillio Nationalparks ist einzigartig auf der Welt und mutet an, als käme gleich ein Dinosaurier um die Ecke!
Parque Nacional Vicente Perez Rosales
Dies ist der älteste Nationalpark in Chile. Er liegt östlich von Puerto Varas am südchilenischen Llanquihuesee und bietet Idylle pur: Der Rio Petrohue schlängelt sich kilometerlang durch unberührten kalten Regenwald, der nur durch ein paar wenige Wanderwege zugänglich ist. Highlight hier sind die wilden Stromschnellen und Wasserfälle der “Saltos de Petrohue”, die man als Besucher von Stegen aus verschiedenen Winkeln bewundern kann. Das Wasser springt beeindruckend über das Lavagestein des Vulkan Osorno, der über dem ganzen Panorana trohnt. Besonders schön ist es dort im Frühling, wenn der Schnee taut: Dann ist besonders viel Wasser da und der Vulkan ist noch bis weit unten malerisch weiβ. Wer abenteuerlustig und im Sommer vor Ort ist, kann das ganze auch vom Wasser aus bewundern: bei einer Rafting Tour auf dem Fluss unterhalb der Saltos.
Parque Nacional Alerce Andino
Dieser Märchenwald liegt am Beginn der Carretera Austral und bietet eine Landschaft wie aus einem “Herr der Ringe”-Film, es fehlen nur noch die Elfen. Er liegt an der Carretera Austral, etwa 40 km südöstlich von Puerto Montt. Schmale Wanderwege führen durch dichten Urwald, unterbrochen von Wasserfällen, Bergseen und Lagunen. Die Bäume hier sind von vielen Aufsitzerpflanzen überzogen, was dem Wald seinen märchenhaften Charakter verleiht. Highlight sind die namensgebenden Alerce-Bäume, die schnurgerade in den Himmel wachsen und extrem alt werden können. Im unzugänglichen Teil des Parks leben Pumas und Monitos del Monte; an den Wanderwegen lassen sich ab und zu Eisvögel, Magellanspechte, Chucaos, Eidechsen und andere Tiere blicken – oder hören. Die schönste Wanderung im Park fürt dich ab dem Lenca-Eingang zur “Laguna Triangulo”. Für Auf- und Abstieg brauchst du einen ganzen Tag über Stock und Stein, aber der Anblick der Lagune, die fast kreisrund in einem Felskessel liegt, auf dessen Wänden jahrtausendealte Alercebäume wachsen, ist einmalig.
Parque Nacional Queulat
Der 150.000 Hektar groβe Nationalpark Queulat liegt in einer der ursprünglichsten Landschaften Chiles, weit unten an der legendären Carretera Austral. Tatsächlich ist dieser Nationalpark noch groβteils unerforscht und für Menschen nur über die Carretera Austral zugänglich, die ihn auf 40 km durchquert. Die nächste groβe Stadt ist mehrere Flugstunden entfernt, in den unendlichen, immergrünen kalten Regenwäldern sagen sich Puma und Eisvogel “Gute Nacht”. Highlight hier ist der “Ventisquero Colgante”, ein hängender Gletscher, der von den Bergen herabfließt und etwa 200 m über einem Tal endet, wo er “hängt” und einen spektakulären Wasserfall ins Tal rauschen lässt. Du kannst den Queulat Nationalpark am besten bei einem 1-2-wöchigen Roadtrip über die südliche Carretera Austral erkunden.
Parque Nacional Laguna San Rafael
Auch hier ist der Star ein Gletscher, der San Rafael-Gletscher, der sich vom nördlichen Eisfeld aus in die San Rafael Lagune schiebt. Das Wasser der Meereslagune schimmert türkis und ist von weiβen und hellblauen Eisbergen übersät. Die Eiswand des Gletschers türmt sich etwa 70 Meter hoch über den Besuchern auf, die in kleinen Zodiacs in der Lagune kreuzen. Dieses besondere Juwel ist wirklich extrem abgelegen und nur von September bis April per Schiffsexkursion ab Puerto Chacabuco oder Bahía Exploradores erreichbar – es sei denn, du bist mutig und sportlich genug für eine Kayakexpedition.
Parque Nacional Torres del Paine
Dieser Park mit seinen 2400 Quadratkilometern ist wohl DAS Postkartenmotiv Chiles und zieht trotz seiner sehr abgelegenen Lage (oder gerade deswegen?) Besucher aus aller Welt an: Er liegt in Südpatagonien, ca. 140 km nödlich des Städtchens Puerto Natales. Auf den ebenen Pampas und in den Lagunen der Umgebung leben Ñandus, Guanacos, Kondore, Flamingos und andere Vögel sowie Pumas. Hier endet das “Südliche Eisfeld”, die drittgröβte Inlandseisefläche der Welt, dessen mächtige Gletscher bis in den Park hineinreichen und seine vielen Seen geformt haben. Der Torres del Paine Nationalpark ist eine wilde Märchenlandschaft aus Eis, Fels und Wasser geformt vom Wind. Hier kann man alle vier Jahreszeiten an einem einzigen Tag erleben. Wahrzeichen sind die “Torres” selbst, drei steil in den Himmel ragende Granitspitzen, die zwischen 2650 und 2800m hoch sind. Eine Tageswanderung zu den Torres-Spitzen ist eine sehr sportliche Leistung. Wer den Park richtig genieβen und auch die “Cuernos del Paine”, das andere Postkartenmotiv des Parks erwandern oder den Grey Gletscher bestaunen möchte, sollte mindestens 3, besser 5 Tage einplanen und feste Schuhe mitbringen: Es gibt zwar jede Menge Aussichtspunkte, die mit dem Auto erreichbar sind, aber zu den wirklichen Highlights kommt man eben nur zu Fuβ.